Älteste Führungstheorie, die sowohl die Auswahl von Führungskräften als auch den Erfolg von Führung mit genetisch verankerten oder frühkindlich erworbenen Dispositionen (physische Merkmale, Motive, aufgabenbezogene Eigenschaften wie Gewissenhaftigkeit, beziehungsbezogene Eigenschaften wie Verträglichkeit) entscheidend in Verbindung bringt.

Diese Theorie wird allerdings bis heute dazu genutzt, die Einnahme von Führungspositionen ideologisch zu legitimieren. Dies geschieht dann tautologisch, wenn das Innehaben einer Führungsposition mit besonderen charakterlichen und oder physischen Dispositionen begründet wird, denn ohne diese sei es ja nicht möglich, eine derartige Führungsposition einzunehmen. Generell muss man sagen, dass diese Theorie wie keine zweite heftigste Auseinandersetzungen in der Führungsforschung provoziert hat. Dies liegt daran, dass sie eine Grundfrage des Menschseins berührt, nämlich die, ob die Genetik oder die Sozialisation den Menschen entscheidend prägt. Von dieser Frage hängt es beispielsweise ab, welchen Stellenwert Erfahrung und Lernen für das eigene Leben besitzt bzw. inwieweit das Leben mehr oder minder hinsichtlich des Erreichbaren vorprogrammiert ist.

Die empirische Forschung zeigt bis heute eindeutig, dass es ein so genanntes „Führungsgen“ nicht gibt, was die besondere Befähigung zur Übernahme und Ausführung von Führungspositionen sichern könnte. Auch gilt dies für eine feste Konstellation von Eigenschaften. Unstrittig ist jedoch, dass je nach Situation einzelne Eigenschaften notwendig oder begünstigend für die Gewinnung oder Ausübung einer Führungsrolle sind. Dabei sticht dort, wo beispielsweise eine analytische Problemlösung gefragt ist, die kognitive Befähigung, v.a. die Intelligenz, besonders hervor. Diese spielt neben der Bedeutung der Persönlichkeitsstruktur, die zurzeit meistens in Form der Big Five (Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Offenheit, Extraversion, Neurotizismus) gefasst wird, in der empirischen Führungsforschung eine besondere Rolle. Aber auch die für eine konkrete Führungssituation identifizierten Größen sind i.d.R. in ihrer Summe nicht in der Lage, mehr als maximal 50% zur Aufklärung der untersuchten zu erklärenden Größen (Führungserfolg im weiteren Sinne) beizutragen. Am Ende gilt: Natürlich sind Dispositionen wichtig, aber es handelt sich um eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die die Entstehung von Führung und ihre erfolgreiche Ausübung zu erklären hat.