Midjourney

Das Absolvieren eines Praktikums ist für viele Schüler*innen und Studierende ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Schul- oder Studienabschluss. Es ermöglicht ihnen, praktische Erfahrungen zu sammeln, ihre theoretischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und Einblicke in das Arbeitsleben zu gewinnen. Doch nicht nur die Praktikanten und Praktikantinnen profitieren von dieser Erfahrung, sondern auch die Unternehmen, welche durch diese Unterstützung erhalten und gleichzeitig die Möglichkeit haben, potenzielle zukünftige Mitarbeiter*innen zu identifizieren. Damit das Praktikum für beide Seiten erfolgreich verläuft, ist es wichtig, dass die Erwartungen und Bedürfnisse beider Parteien erfüllt werden. Auf der Seite der Praktikanten und Praktikantinnen beinhaltet dies auch die Erwartungen an ihre Vorgesetzten und das Unternehmen, in dem das Praktikum absolviert wird. Ein gut strukturiertes und sinnvolles Praktikum kann dazu beitragen, dass sich die Praktikanten und Praktikantinnen nach und nach mit dem Unternehmen identifizieren und positive Erfahrungen in Erinnerung behalten und verkörpern.

Ein Praktikum in einem Unternehmen kann für viele junge Menschen eine spannende und wertvolle Erfahrung sein. Basierend auf meinen Erfahrungen ermöglicht ein Praktikum, job-spezifische Fähigkeiten zu sammeln und die Arbeitswelt besser kennenzulernen. Praktikanten und Praktikantinnen haben Erwartungen und Wünsche an das Unternehmen, sodass auch die Führungskräfte eine Verantwortung zum Gelingen mittragen. Es liegt nicht zuletzt an Ihnen, ob die Studierenden im Praktikum positive Erfahrungen sammeln und einen Vorgeschmack für den Berufsalltag erhalten.

Vorgesetzte sollten daher klare Anweisungen geben und die Arbeit des Praktikanten oder der Praktikantin unterstützen. Sie sollten auch offen gegenüber Fragen und Bedenken sein und den jungen Menschen im Praktikum Möglichkeiten zum Lernen und Wachsen bieten.

Es liegt in der Verantwortung des Unternehmens, diese jungen Menschen zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie eine gute Grundlage für ihre zukünftige Karriere schaffen. Schließlich sehe ich das so, dass ein Unternehmen durch gelungene Praktika nicht nur von einer positiven Wahrnehmung von anderen Arbeitsuchenden, sondern auch von gut ausgebildeten und motivierten Nachwuchskräften profitiert. Positives Feedback seitens Mitstudierenden, bezüglich einer praktischen Erfahrung in einem bestimmten Unternehmen, macht diesen Arbeitgeber in meinen Augen attraktiver als andere Firmen, von denen ich keine Referenzen habe.

Ich bin Hannah Steen, eine 20-jährige Studentin im Bereich Creative Industries Management an der SRH Berlin University of Applied Sciences und habe im Laufe meines Bachelors zwei Praktika absolviert. Im Jahr 2022 war ich für 6 Wochen bei einem digitalen Lösungsanbieter in Dubai tätig. Dort habe ich Aufgaben im Bereich UI und UX-Design übernommen. Ich hatte die Möglichkeit, Präsentationen zu gestalten und zu überarbeiten, Social-Media Beiträge zu entwerfen und Kampagnen zu verbessern. Ein weiteres Praktikum habe ich im Frühjahr 2023 in München gemacht, wobei ich 8 Wochen lang bei einer Eventagentur arbeiten konnte. Diese Beschäftigung spielte sich im Bereich Eventmarketing ab. Ich habe hauptsächlich Aufgaben in der Eventplanung und Organisierung übernommen und den Werdegang einer Veranstaltung begleitet. Weitere Schul-Praktika habe ich auch absolviert, jedoch waren diese Erfahrungen jeweils nur auf zwei Wochen begrenzt und auf das Kennenlernen des gesamten Unternehmens und der verschiedenen Abteilungen beschränkt.

Im folgenden Abschnitt werde ich also auf die freiwilligen Praktika während meiner Studienzeit eingehen und anhand meiner Erfahrungen die Erwartungen von Praktikanten und Praktikantinnen an Unternehmen und deren Führungskräfte erläutern. Zudem habe ich auch kurze Gespräche mit Mitstudierenden über ihre Erfahrungen geführt und werde diese mit einbinden.

Erfahrungen für mich und meinen Lebenslauf

In erster Linie ging es mir als Praktikantin darum, Erfahrungen sammeln zu können. Mit 18 ein Studium zu beginnen, um mit 21 ins Berufsleben beziehungsweise in einen Master zu rutschen, lässt uns jungen Studierenden wenig Zeit, eigene Interessen im Arbeitsumfeld besser zu entfalten. Daher fiel es mir leicht, mich um mehrere freiwillige Praktika zu bemühen und meinem Bauchgefühl bezüglich meines Traumberufs nachzugehen. Mir, wie auch anderen Mitstudierenden, ist es wichtig, dass Arbeitgeber Gelegenheiten bieten, individuelle Fähigkeiten zu entwickeln und mich an verschiedenen Projekten und Aufgaben zu beteiligen. Von Bedeutung ist es, die Möglichkeit zu haben, mit neuen Arbeitsmethoden, Technologien und Prozessen vertraut gemacht zu werden und die im Studium erlernte Theorie in einem Arbeitsumfeld umzusetzen. Wie Mörchen (2006) zeigt, geht es vielen Studierenden jedoch auch darum, dass Erfahrungen gesammelt werden können, um bei dem Traum-Arbeitgeber auf bestehende Fähigkeiten und Erlebnisse verweisen zu können. Danach scheint es nämlich so zu sein, dass Absolventen und Absolventinnen bei der Suche nach einer Arbeitsstelle mit hohen Erwartungen seitens der Arbeitgeber konfrontiert werden und dementsprechend Praktika zum Beweis der vorherigen Berufserfahrungen voraussetzen.

Komfortzone

Ein weiterer Aspekt, welcher mir bei dem Absolvieren eines Praktikums wichtig ist, bezieht sich auf die persönliche Komfortzone. Ein Praktikum bietet Gelegenheit, über sich hinauszuwachsen und Dinge zu tun, die man für gewöhnlich ungern tut. Bei meinem letzten Praktikum habe ich beispielsweise viele Telefonate und Kundengespräche führen müssen. Es ging oftmals um das Bestellen von Produkten oder das Vereinbaren eines Termins. Vor dieser praktischen Erfahrung hatte ich Probleme, mit fremden Menschen zu sprechen und offen einen Sachverhalt zu schildern. In den acht Wochen in diesem Unternehmen habe ich jedoch über meinen Schatten springen müssen, um erfolgreich zu arbeiten und meinen Aufgaben nachzukommen.

„Learning by doing“ hat mir also dazu verholfen, mich selbst als Person weiterzuentwickeln.

Es ist Praktikanten und Praktikantinnen also möglich, Schwächen zu überwinden, und  an der Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu arbeiten. Arbeitgeber sollten darauf achten, dass die Menschen im Praktikum auch vor Herausforderungen gestellt werden und lernen, mit Verantwortung umzugehen, um komplexe und unangenehme Situationen meistern zu können.

Karrierewunsch definieren

Beide Praktika haben mir gezeigt, dass nicht jede Abteilung beziehungsweise jedes Berufsfeld den eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Was einer anderen Person im Berufsalltag wichtig erscheint, mag für eine weitere Person komplett irrelevant sein. Ein Unternehmen, in dem ich Erfahrungen sammeln durfte, ist zum Beispiel auf Hybrid-Business ausgelegt. Dementsprechend kommuniziert man dort mit Kollegen*innen und Kunden*innen oftmals über Video-Chats und Telefonate. Persönlich habe ich hierbei festgestellt, dass mir das Arbeitsumfeld in einem Büro wichtig ist, sodass Pausen und der generelle Umgang mit Kollegen und Kolleginnen in einem sozialen, realen Raum möglich sind. Zudem kann man bei Fragen und Problemen einfacher die jeweilige Ansprechperson anfinden und auf besagtes Anliegen aufmerksam machen. Ähnlich ist dies auch in Bezug auf die Branche, in der das Unternehmen arbeitet. Praktikanten und Praktikantinnen wünschen sich die Möglichkeit, verschiedene Berufsfelder und Karrierewege zu erkunden und zu entdecken, welche Aufgaben ihnen Spaß bereiten und welche nicht. Dies könnte ein Unternehmen zum Beispiel in Form eines „On-Boardings“ mit jeder Abteilung durchführen. Hierbei lernen Praktikant*innen die unterschiedlichen Wirkungsbereiche der Firma kennen und können sich gegebenenfalls Inspirationen für das nächste Praktikum oder den nächsten Job geben lassen.

Wie zuvor erwähnt, kann ein Praktikum Inspiration für zukünftige Studiengänge, Weiterbildungen und Berufe darstellen. Warum ich mich für mehrere freiwillige Praktika entschieden habe, liegt wohl daran, dass ich die Möglichkeit haben wollte, verschiedene Karrierewege zu erkunden und von erfahrenen Fachleuten zu lernen. Gespräche mit Mitstudierenden haben ergeben, dass es viele verschiedene Berufsfelder gibt und dass jedes Mitglied von einem anderen akademischen Hintergrund abstammt. Dies hat mich angeregt, meine Recherche bezüglich anderer Master-Studiengänge oder sogar hinsichtlich weiterer Praktika zu vertiefen. Um das Praktikum zu optimieren, würde ich mir eine Plattform oder ein wiederkehrendes Meeting für den Austausch über verschiedene Werdegänge und mögliche Weiterbildungen wünschen.

Es liegt also auch im Interesse des Arbeitgebers, die Erfahrungen eines Studierenden im Praktikum bestmöglich zu gestalten, damit neue Mitarbeiter*innen angeworben werden können.

Würde ich mich nämlich mit der Kollegschaft, ihren Werdegängen, und den firmeninternen Angeboten identifizieren, würde ich dieses Unternehmen durchaus für eine zukünftige Anstellung in Erwägung ziehen.

Theorie und Praxis

Ein weiterer Aspekt, in Bezug auf die Erwartungen an ein Praktikum, ist das eigenständige Arbeiten und die Anwendung von der im Studium erlernten Theorie. Meine Mitstudierenden und ich erhoffen, dass wir während unseres Praktikums das Wissen der letzten Semester praktisch einsetzen können. Wir möchten in der Lage sein, unsere akademischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und sehen, wie sich unsere Arbeit auf das Unternehmen auswirkt.

Werden unsere Ideen anerkannt und gelobt? Wird uns offene und konstruktive Kritik geboten?Haben wir die Möglichkeit Strategien, Modelle und Strukturen anzuwenden?

All dies sind Fragen, welche beim Vollzug eines Praktikums ausschlaggebend für unsere Zufriedenheit und Weiterentwicklung sind und durchaus von den Unternehmen berücksichtigt werden sollten. Von einem Arbeitgeber wünsche ich mir daher, dass bei Praktika darauf geachtet wird, dass die Aufgaben studiumsrelevant sind und zu einem direkten Verhältnis mit der echten Arbeitswelt stehen. Nur so wird garantiert, dass die jungen Studierenden bestmöglich auf das wahre Berufs-„How-to“ vorbereitet werden und das Selbstbewusstsein in Bezug auf das eigene Können gestärkt wird. Es gibt schließlich nichts Schlimmeres, als Aufgaben zu bearbeiten und Ideen zu sammeln, welche von den zugehörigen Teams nicht anerkannt oder berücksichtigt werden.

Networking Möglichkeiten

Zuletzt beziehe ich mich noch auf das Netzwerken. Als Praktikantin in mehreren Unternehmen habe ich schnell festgestellt, wie wichtig Networking für den Erfolg eines Unternehmens, aber auch für das persönliche Umfeld, ist. Durch das Herstellen von firmeninternen und externen Kontakten können wertvolle Möglichkeiten für Einzelne als auch das ganze Team erschlossen werden, die den Erfolg des Unternehmens steigern können. Networking ermöglicht in meinen Augen den Praktikanten und Praktikantinnen von erfahrenen Fachleuten zu lernen, Einblicke in verschiedene Branchen und Berufe zu gewinnen und wertvolle Kontakte für die Zukunft zu sammeln. Durch Networking können auch interne Karrieremöglichkeiten und Projekte identifiziert werden, die dazu beitragen können, die Karriereleiter im Unternehmen zu erklimmen.

Bedeutsam ist daher, dass die Praktikanten und Praktikantinnen sich in den jeweiligen Unternehmen aktiv am Netzwerken beteiligen.

Dadurch können relevante Beziehungen aufgebaut und die berufliche Entwicklung gefördert werden.

Fazit

Das Gesamtbild, das sich aus dem Erfahrungsbericht ergibt, ist nicht überraschend: Die Erwartungen an ein Unternehmen bezüglich eines Praktikums sind hoch. Praktika bieten das ideale Sprungbrett ins wahre Arbeitsleben für die jungen Erwachsenen. Diese praktische Phase ist geprägt von Selbstfindung, Wachstum und Wegfindung und hilft uns Neuankömmlingen dabei, den zukünftigen Arbeitsmarkt tatkräftig zu unterstützen.

Wie ein Unternehmen und die jeweiligen Führungskräfte jedoch auf unsere Wünsche eingehen, bleibt ihnen überlassen. Erhoffen würde ich mir jedoch ein offenes Ohr, Verständnis, Führung und Respekt. Schließlich fängt jeder mal klein an. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass wir Studierenden dankbar über jede Erfahrung sind, welche wir im Berufsleben machen dürfen. Dies hilft uns nämlich dabei, unsere Karriere zu definieren und die für uns geeignete Branche, Abteilung, oder gar Berufung zu finden.