Dieser Beitrag ist Teil der Serie Charismatische Führung

Andere Beiträge in dieser Serie:

  1. Die wissenschaftliche Studie: Charismatische Rhetorik
  2. Die wissenschaftliche Studie: Der Blick moralischer Helden – Und wohin schauen Sie?
  3. Der charismatische Held – Ein Führungsmythos
  4. Führung in die Unsterblichkeit: Warum Todesfurcht charismatische Führung erklärt

Wir sind von Bildern umgeben. Bilder unterhalten und informieren. Im günstigen Fall setzen sie uns selbst in ein rechtes Licht. Allerdings ist die Wirkung von Bildern sehr unterschiedlich und wenn man es genau analysiert, nicht zufällig.

Für Führungskräfte ist das Wissen über die Wirkung von Bildern wichtig. Sie sind es, auf die besonders genau geschaut wird und deren Gestik wie Mimik beständig von den Geführten zu enträtseln versucht wird.

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  4. Führung in die Unsterblichkeit: Warum Todesfurcht charismatische Führung erklärt

Evolution, Kultur und Führung

Der Kopf und damit das Gesicht sind die wichtigsten Lieferanten von Informationen für andere. Wir sind evolutionsbiologisch darauf programmiert, für uns relevante Schlüsse daraus zu ziehen: Schaut jemand freundlich aus, dann haben wir keinen Stress zu befürchten, schaut jemand ratlos, helfen wir ihm vielleicht aus der Situation heraus, verengt jemand seine Augen zu einem schmalen Spalt, ist Vorsicht angesagt. Bestimmte Bewertungsinhalte mögen dann kulturell ausgeformt sein.

Wie aber schauen Führungskräfte, die eine moralische Führung verkörpern möchten? Keine unwichtige Frage, denn die Akzeptanz von Führung wird durch die Zuschreibung von Moral, in der Führungspraxis meist mit Integrität gleichgesetzt, drastisch befördert.

Selbsttest zur moralischen Glaubwürdigkeit

Also geht die Frage direkt an Sie? Stellen Sie sich ein fiktives  Publikum vor und versuchen Sie, mit einigen Worten Ihren wichtigsten moralischen Grundsatz zu verdeutlichen. Nach 30 Sekunden halten Sie inne und lassen von einem fiktiven Fotografen ein Portraitbild schießen?  Bleiben Sie 5 Sekunden so stehen (Sie saßen doch nicht etwa?) und merken sich, in welcher Stellung sich Ihr Kopf befindet. Danach dürfen Sie weiterlesen.

Experimente zur Integrität

Moral Heroes

Moral Heroes: Mutter Teresa, Martin Luther King, Jr., Nelson Mandela

Das Forscherteam Jeremy A. Frimer und Lisa Sinclair ging zwar nicht so vor, doch unternahmen sie vier Studien, um herauszufinden, ob moralische Helden, also eine spezifische Führergruppe, eine bestimmte Kopfhaltung und Blickrichtung favorisieren.

Zunächst analysierten sie Hunderte im Internet verfügbare Bilder und kontrastierten diese mit so genannten Celebrities, also prominente Zeitgenossen aus der Sektion schön, reich und berühmt und zogen ihre Schlüsse daraus. Dann fragten sie danach, welches Bild Personen aus einer vorgegebenen Anzahl von Bildern auswählen würden, wenn sie ein soziales Anliegen promoten oder eine Bewerbung bestücken würden. Ebenfalls verlangten sie eine Zuordnungsleistung, nachdem sie die Haare entfernten und mögliches Gesichtsasymmetrien ausgeglichen. Letztlich interessierten sie sich für den Zusammenhang von Kopfhaltung bzw. Blickrichtung mit Persönlichkeitsattributen. An den letzten drei Studien nahmen knapp 1.500 Amerikaner auf der Datenserviceplattform CrowdFlower teil.

Die Ergebnisse waren überzeugend. Ging es um die Zuordnung oder Einordnung einer Person als eine moralische Instanz, schauten diese Personen überdurchschnittlich und überzufällig nach – Wohin schauten Sie noch einmal? – rechts und dies bei leicht gehobenem Kopf. Alles aus der Sicht des Zuschauers.

Kopf und Blick spielen zusammen

Zufall ist dies nicht. Es wurde anderenorts schon aufgezeigt, dass (in westlichen Kulturkreisen) „rechts“ sprachlich mit Korrektheit, der Richtigkeit, dem straighten Agieren verbunden wird, wohingegen „links“ viele negative Konnotationen aufweist (z.B. linkisch). Durch diese Blickrichtung wirke, so das Forscherteam, der erhobene Kopf eben nicht arrogant, sondern komme würdevoll daher. Deshalb überrascht es nicht, dass die Kopfhaltung und Blickrichtung mit den Charaktermerkmalen „warm“, „kompetent“ „optimistisch/sicher/inspirierend“,  „attraktiv“ und „zukunftsorientiert“ (der hierfür typische Pfeil geht immer von links nach rechts) verbunden wird. In der Gesamtschau wird dies mit einer hervorstechenden moralischen Person assoziiert.

Mimik und Authentizität

Es zeigt sich wieder einmal, dass Führungskräfte ihre Botschaft durch die entsprechende Mimik besser transportieren können. Gestik, die umfassende Körperhaltung und Stimme kommen sicherlich hinzu, sind aber schwieriger als eine Kopfhaltung und Augenausrichtung umzusetzen. Wie immer gilt auch hier: Dies sind, wenn sie sich nicht unbewusst einstellen, Techniken, die über die Zeit nur wirken, wenn sie authentisch herüberkommen. Disharmonien werden schnell durchschaut. Dafür werden dann andere Bildabgleiche benutzt.

Frimer, J.A./ Sinclair, L. (2016):  Moral Heroes Look Up and to the Right. In: Personality and Social Psychology Bulletin 2016, 42(3), S. 400–410

Abbildung: Mutter Teresa, Martin Luther King, Nelson Mandela aus Frimer, J.A./ Sinclair, L. (2016):  Moral Heroes Look Up and to the Right. In: Personality and Social Psychology Bulletin 2016, 42(3), S. 400

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