Dieser Beitrag ist Teil der Serie Frauen und Führung

Andere Beiträge in dieser Serie:

  1. „Beauty is the Beast“ – Wo weibliche Schönheit Führungspositionen verschließt
  2. Lohngerechtigkeit durch Transparenz? Führungswissen liefert Antworten
  3. Führungsnachteil Frau – Neue Studien zum Gender Gap
  4. Digitalisierungsfalle – Frauen verlieren gegen Algorithmen
Wir haben uns alle sicher schon einmal gefragt, ob die physische Attraktivität einen Einfluss auf Personen und Sachen hat, die uns wichtig sind. Die Wissenschaft hat hier eine klare Antwort: Es hat. Je eher Mann oder Frau dem gesellschaftlichen Idealbild entspricht, desto leichter erreicht man das, was man möchte, vor allen Dingen dann, wenn keine zusätzlichen Informationen vorliegen. Gilt dies auch im Führungsbereich und konkret bei der Besetzung einer Führungsposition? Schauen wir uns das für Frauen einmal näher an.

Zemler / Shutterstock

Physische Attraktivität, oder kurz „Schönheit“, um die es hier geht, ist dabei immer so zu verstehen, dass das, was schön ist, das ist, was eine Mehrheit als schön erachtet. Und in der Tat belegen Studien, dass die physische Attraktivität auch einen positiven Einfluss auf unser Selbstkonzept hat. Das Selbstkonzept meint u.a., wie positiv und einflussreich wir uns sehen und fühlen. Wir wissen auch, dass die physische Attraktivität unsere Möglichkeit, ein über dem Durchschnitt liegendes Einkommen zu erzielen, vergrößert oder verkleinert. Die Evolutionsbiologie hinterlässt hier ihre Spuren. Physische Attraktivität signalisiert hier Paarungsattraktivität und wirkt für Entscheidungspersonen auch unbewusst und ungewollt in anderen Kontexten.

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Die Schönheitsideale für Männer und Frauen mögen unterschiedlich sein, aber der positive Effekt wirkt – wie im Übrigen auch bei der Körpergröße – für beide in dieselbe Richtung. Nicht jedoch, und dies ist erstaunlich, durchgängig im Führungsbereich. Denn hier müssen wir für viele überraschend beobachten, dass Frauen eine weitere Hürde zu nehmen haben, um eine Führungsposition im Management zu erklimmen, die Männer nicht zu überspringen haben. Ältere wie ganz aktuelle Studien zeigen nämlich, dass als physisch attraktiv wahrgenommene Frauen besondere Probleme haben, Führungspositionen zu erklimmen, die stereotyp maskulin gelabelt sind. Dies ist unschön, denn Managementpositionen sind unstrittig auf breiter Front noch mit stereotyp maskulinen Zuschreibungen belegt (“think management – think male“). Dort, wo eine Managerposition stereotyp feminine oder neutrale Zuschreibungen ausweist, wie beispielsweise im Personalbereich oder in der Öffentlichkeitsarbeit, mag die attraktive Weiblichkeit noch wie gewohnt positiv wirken.

Unglücklicherweise werden insbesondere Top-Positionen mit stereotyp maskulinen Charakteristika belegt und genau hier wendet sich der Effekt zum Nachteil weiblicher Führungskräfte. Wir müssen uns das so vorstellen, dass eine als attraktiv wahrgenommene Weiblichkeit die Zuordnung „feminin“ verstärkt. Dadurch sticht die Diskrepanz zur eigentlichen maskulin hinterlegten Erwartungshaltung an den Inhaber (!) dieser Position (z.B. Dominanz, Rationalität, Entschlossenheit) besonders hervor und verstärkt sich. Dies geschieht oftmals unbewusst und wird dann im Nachhinein „argumentativ“ gerechtfertigt, z.B. mit einer schlechteren Bewertung der Qualifikation oder der weiteren Aufstiegsperspektive. Und dann schnappt die Falle zu. Wer dies als Diskriminierung empfindet, liegt keinesfalls falsch. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass sich in anderen relevanten Handlungsfeldern umgekehrt eine gleichermaßen ungerechte, dann jedoch positive Diskriminierung für die betreffende Person ergeben kann.

Business Woman

Ollyy / Shutterstock

Was können aber nun intelligente und kreative Frauen machen, die unglücklicherweise auch noch schön sind? Nun, Sie können geduldig darauf hoffen, dass sich gesellschaftliche Zuschreibungen von Maskulinität und Feminität verändern und Geschlechterstereotype dann weniger stark mit der Einnahme von bestimmten Positionen verbunden werden, wie dies heute schon beispielsweise für Sozialarbeiter gilt. Oder sie können weniger ausgefallen schön daherkommen, was im Übrigen ja eine zentrale Funktion des normierten Business-Looks ist. Oder sie können, einer jüngeren Studie folgend, aus Sicht des Gegenübers kontraintuitive Botschaften senden, indem sie beispielsweise ihre Schwächen in „typisch“ weiblichen Fertigkeiten sehen („Innendekorationen von Büros interessieren mich leider nicht“) und ihre Stärken bzw. Vorlieben in „typisch“ männlichen Gefilden ansiedeln („Am letzten Wochenende war ich auf dem Nürburgring und habe mir die DTM angeschaut“). Hier muss jeder seinen eigenen Weg finden, den er vertreten kann. Nur sollte dieser Weg – und dies ist die einzige Empfehlung abschließend von mir, authentisch und damit der eigenen Person im Kern treu bleibend gegangen werden können. Inauthentizität ist nicht nur ein Auswahlkiller ersten Ranges, sondern auch der Führungsbeziehung abträglich. Dazu ein anderes Mal mehr.

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